“Bunz learn Physio”: Wirkung von Medikamenten in der Physiotherapie

“Nebenwirkungen von Arzneimitteln” - dieser Abend im Rahmen unserer neuen Fortbildungsreihe “Bunz learn Physio”, ein Lernangebot von Bunz mobile Physio, fand im Team wieder großen Anklang. Apothekerin Barbara Wendelstein gab unseren Physiotherapeuten Einblicke, inwieweit Unwissenheit über Medikamenteneinnahme und deren Nebenwirkungen relevant für die physiotherapeutische Behandlung sein kann.

Das Grundproblem ist: Zahlreiche Medikamente haben Nebenwirkungen an Muskeln, Gelenken, Knochen und Nerven. Sie können schwammige Krankheitsbilder erzeugen und möglicherweise zu einer Fehlinterpretation der Symptome führen. 

Symptome sind manchmal “nur” Nebenwirkungen

“Wir schulen und sensibilisieren unsere Mitarbeiter, damit sie ein Bewußtsein dafür entwickeln, dass so manche Symptome nicht Ursache einer Krankheit, sondern die Nebenwirkung einer Medikamentengabe sein können. Denn es gibt Medikamente, die teils massive Nebenwirkungen erzeugen. Wer nicht geschult ist, hält sie auf den ersten Blick eventuell für Symptome eines Krankheitsbildes”, erklärt Teamleiterin Ekaterina Bunz. 

Zeitliche und therapeutische Ziele anpassen

Doch zurück zum Thema Medikamente: Wenn ein Physiotherapeut weiß, welche Medikamente sein Patient nimmt, kann er deren mögliche Nebenwirkungen mit ins Kalkül ziehen, wenn es um die individuelle Therapie geht. Entsprechend kann er die Behandlungsmethode modifizieren, seine zeitlichen und therapeutischen Ziele den gegebenen Umständen anpassen und das Krankheitsbild präziser interpretieren. 

Den Physiotherapeuten fehlen oft Informationen

Entscheidend ist daher, dass man nie vergisst: Jedem, der einen Patienten behandelt, fehlen gewisse Informationen. Welcher Physiotherapeut weiß denn im Normalfall, welche Medikamente mit welchen typischen Nebenwirkungen sein Patient nimmt? “Da gibt es Dinge zu beachten, die auf den ersten Blick nicht zu sehen sind”, betont Ekaterina Bunz und betont: “Je mehr Informationen, desto besser kann die Behandlung gelingen. “

Komplexität der Nebenwirkungsproblematik

Mit der “Komplexität der Nebenwirkungsproblematik neuromuskuloskeletaler Beschwerden” stieg Apothekerin Barbara Wendelstein in ihren Vortrag ein. Sie zeigt folgende Probleme auf:

  1. Viele Patienten sind sich weder der potentiellen Nebenwirkungen, noch der Interaktionen zwischen Arzneimitteln bewusst
  2. Patienten kennen ihre Medikamente nicht (einmal mit Namen)
  3. Patienten/Therapeuten assoziieren körperliche Probleme nicht mit Arzneimittelnamen
  4. Patienten informieren ihre Ärzte nicht über Co Medikationen
  5. Arzneimittel-Nebenwirkungen müssen zugunsten der therapeutischen Notwendigkeit in Kauf genommen werden (Nutzen-Risiko-Abwägung fällt zugunsten des Arzneimittels aus)

Letzterer Punkt ist ein gewichtiger Aspekt, daher zitiert die Apothekerin hierzu den deutschen Pharmakologen Gustav Kuschinsky: “Wenn behauptet wird, dass eine Substanz keine Nebenwirkung zeigt, so besteht der dringende Verdacht, dass sie auch keine Hauptwirkung hat.”

Welche Körperpartien sind betroffen?

Für einen groben Überblick, zeigen wir kurz auf, inwiefern Apothekerin Barbara Wendelstein die einzelnen Bereiche unterscheidet, in denen unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können.

Im physischen Bereich gibt es diese vier Körperpartien: neuronal, muskulär, ossär und organisch. Detaillierter geht Wendelstein auf die neuronalen, die muskulären und die Knochen schädigenden Medikamente ein. 

I. Das Nervensystem: Unterteilung

-Somatisch:

Steuert alle willkürlichen, willentlichen Vorgänge

-Vegetativ:

Steuert alle lebenswichtigen Körperfunktionen wie Atmung, Herzschlag, Verdauung
Autonomes Nervensystem, das aber durch Aktivität beeinflussbar ist

Neuronale Nebenwirkungen

Durch Medikamente verursachte Symptome oder ausgelöste Erkrankungen können ganz unterschiedliche Relevanz haben und in der Folge verschiedene Funktionssysteme des funktionalen und peripheren Nervensystems beeinträchtigen.

Dies geschieht auf drei unterschiedliche Arten: 

  1. Das Arzneimittel wirkt direkt toxisch auf das zentrale oder periphere Nervensystem inklusive Muskulatur. 
  2. Das Arzneimittel greift in den Stoffwechsel ein und stört eine spezielle Funktion
  3. Das Arzneimittel fördert das Risiko einer neurologischen Erkrankung

II. Muskuläre Nebenwirkungen von Medikamenten

Muskelkrämpfe
Muskelschmerzen
Muskelschwäche
Muskelsteifheit
Muskelzerstörung, Myotoxizität, Rhabdomyolyse, (sehr selten: Statine)

III. Knochen schädigende Medikamente

Medikamente können über kurz oder lang auch die Knochen schädigen und Osteoporose verursachen. Absurderweise sogar die, die die eigentlich für die Knochendichte sorgen sollen wie Bisphosphonate: Sie können Kiefernekrosen erzeugen, also einen Kieferknochenschwund, was Zahnimplantate unmöglich machen kann. Andere Beispiele für Osteoporose-Auslöser sind auf den ersten Blick völlig harmlose Medikamente wie Pantoprazol (senkt den PH-Wert im Magen) oder Sedativa (frei verkäufliche Schlafmittel).

Mehr wissen, besser therapieren

“Je besser wir unsere Mitarbeiter ausbilden, desto besser wird die Qualität der Behandlung, indem man Ziele anders setzt, Zeitrahmen anpasst und deutlicher sagen kann, wo der Therapie seitens der körperlichen Gegebenheiten Grenzen gesetzt sind und Probleme daher nicht restlos beseitigt werden können”, erklärt Teamleiterin Ekaterina Bunz. 

Mit offenen Augen und Ohren an den Patienten

Prompt war auch das Feedback unserer Therapeuten: Wir werden diese Optionen künftig in unsere Beurteilung mit einbeziehen. Uns hilft es sehr, dass wir die Möglichkeit potentieller Nebenwirkungen mit ins Kalkül ziehen können, denn dadurch sind wir in der Lage, die Krankheitsbilder besser zu interpretieren. Es sei ja ein Leichtes, kurz Rückfrage zu stellen, welche Medikamente genommen werden und sich über die Nebenwirkungen zu informieren. Mit so wenig Aufwand könne für alle viel erreicht und so manche Enttäuschung vermieden werden. 

Medikation immer in Rücksprache mit Arzt modifizieren

Barbara Wendelstein betont jedoch, es dürfen niemals eigenmächtig Medikamente abgesetzt werden. Ein veränderte Medikation bedürfe immer der Rücksprache mit einem Arzt. “Mein Eindruck ist, dass leider viele Ärzte keine Vorstellung davon haben, welche Nebenwirkungen ihre verordneten Medikamente haben können. Es gilt also immer abzuklären, wie man und ob man die Nebenwirkungen vermeiden könnte.”

Praxisorientiert Wissen erweitern

Dieses interdisziplinäre Wissen sei von großem Vorteil, um Krankheitsbilder realistisch einschätzen zu können. Mit Vorträgen dieser Art bei “Bunz learn Physio” möchte Ekaterina Bunz eine Fortbildungsmöglichkeit für ihr Team schaffen, die jeder auch im Nachgang in der Datenbank einsehen kann. Denn unsere Physiotherapeuten haben Freude daran, laufend ihr Wissen zu vergrößern und sich Neues anzueignen. Bei diesen kurzen, meist einstündigen Sequenzen, werden unkompliziert kleine Inputs gegeben, nicht zertifikatsorientiert, sondern praxisorientiert. Wissen, das im Arbeitsalltag auch konkret angewendet werden kann.

Lust, unser Team zu verstärken?

Bei uns im Team macht es Spaß zu arbeiten, des Geldes wegen, des Arbeitsklimas wegen und der freien Zeit- und Arbeitseinteilung wegen. Kontaktiere uns gerne für ausführlichere Informationen.

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