Wer schon jemals mit Lymphdrainage behandelt wurde, wunderte sich vielleicht, wie wenig spektakulär diese Therapiemethode auf den ersten Blick wirkt. Sanft streicht der Physiotherapeut an den Extremitäten entlang, die Hände, Unterarme, Ellbogen, Füße und Beine werden mit sanftem Druck der Hände ausgestrichen, als wollte er die Wassereinlagerungen aus den geschwollenen Körperteilen in Richtung Rumpf bewegen. Nach Bedarf kann der Physiotherapeut auch den Hals und den Rumpf in die Lymphdrainage miteinbeziehen.
Beschwerden durch Lymphstau
Genauso funktioniert die Lymphdrainage vereinfacht dargestellt tatsächlich, denn die manuelle Lymphdrainage regt auf diese Art den Lymphfluss an. Und ein aktiver Lymphfluss ist essentiell, denn das Lymphsystem ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem des Körpers. Fällt es aus, kommt es für die Patienten zu massiven Beschwerden, langfristig kann sogar ein Lymphödem entstehen - oftmals eine sehr schmerzhafte Geschichte.
Lymphen entsorgen Abfallstoffe und Erreger
Die Lymphflüssigkeit ist ein Transportsystem für notwendige Nährstoffe, fungiert gleichzeitig auch als körpereigene Müllabfuhr und als Frühwarnsystem bei Krankheitserregern. Über ein feines Netz, die Lymphbahnen, erreichen lebenswichtige Stoffe wie Eiweiße und Fette den ganzen Körper, gleichzeitig werden über das Lymphsystem aber auch Schadstoffe und Erreger ausgeschieden. Die Lymphflüssigkeit fließt in vorgegebenen "Wegen" unermüdlich durch den gesamten Körper. Sie befördert all diese Partikel durch die Lymphbahnen, die sich an mehreren Knotenpunkten im Körper, den Lymphknoten, treffen. Hier wird die Lymphflüssigkeit gefiltert und gereinigt.
Bestandteile der Lymphflüssigkeit
Grundbestandteil der Lymphflüssigkeit ist Blutplasma, dass durch Druck von den kleinen Kapillargefäßen in das Körpergewebe abgegeben wird. Dabei erledigen die Lymphe bereits eine ihrer Hauptaufgaben, in dem sie die Gewebezellen mit Nährstoffen versorgen. Im Gegenzug nehmen sie Abfallprodukte auf und befördern diese aus dem Körper. Ohne dass wir es merken, zirkulieren in unserem Lymphsystem jeden Tag 2-3 Liter Lymphflüssigkeit und kommen auf diese Weise ihren zwei Hauptaufgaben nach: der Nährstoffversorgung und der Entsorgung von Abbauprodukten. In der Lymphflüssigkeit finden sich Inhaltsstoffe wie Calcium, Phosphat, Natrium, Kalium, Glukose, Kreatinin, Harnstoff, Proteine, diverse Enzyme, außerdem Fibrinogen und Fibrinvorläufer, die für die Gerinnung länger stehender Lymphe verantwortlich sind.
Frühwarnsystem des Körpers
Eine ganz wichtige Aufgabe des Lymphsystems besteht aber auch in seiner Frühwarnfunktion. Es ist in der Lage in den Knotenpunkten, wo sich die Lymphbahnen kreuzen, nämlich den Lymphknoten, Krankheitserreger zu entdecken und auch zu filtern. Die Lymphknoten (zwischen 0,5 und 1 cm groß) sind wie eine Art Kontrollpunkt. Sehen sie "Gefahr in Verzug", können sie ihre Aktivität steigern. Dann schwellen die Lymphknoten an und es beginnt eine erhöhte Ausschüttung von Lymphozyten. Das körpereigene Immunsystem beginnt auf Hochtouren zu arbeiten und fährt die Produktion der Abwehrzellen hoch, um die entdeckten Krankheitserreger zu eliminieren.
Das ist speziell bei Krebserkrankungen oftmals kontraproduktiv, da sich die Krebszellen, einmal in die Lymphknoten gelangt, durch das lymphische System weiter ausbreiten können. Daher werden bei einer Krebserkrankung in manchen Fällen die Lymphknoten entfernt, entweder prophylaktisch oder weil sie bereits befallen sind.
Unangenehme Wassereinlagerungen
Entstehen Stauungen, sammelt sich die Flüssigkeit im Gewebe an anstatt über die Lymphbahnen weiter befördert zu werden. So kommt es zu unangenehmen Schwellungen, oft an Armen und Beinen, die den Heilungsprozess nach Verletzungen oder operativen Eingriffen behindern. Außerdem schränkt die Schwellung die Beweglichkeit der Gelenke ein, was ausgesprochen unangenehm ist.
Die Ursachen eines Lymphstaus sind sehr vielfältig. Häufig ist er nach Verletzungen oder operativen Eingriffen zu beobachten, wenn das Gewebe in größerem Ausmaß mechanisch beschädigt wurde. Aber auch Krebspatienten haben damit zu kämpfen, wenn Lymphkoten entfernt wurden. Ein gängiges Prozedere ist die Entnahme von Lymphknoten bei der Operation eines Brusttumors (Mammakarzinom) und auch bei Prostataoperationen (Gründe hierfür siehe vorstehender Absatz). Viele Patienten leiden dann postoperativ unter Wassereinlagerungen, da die Lymphknoten zur Unterstützung des Lymphsystems jetzt ausfallen. Hier ist die Behandlung durch Manuelle Lymphdrainage indiziert, sie sorgt für zügige Linderung.
Schwellungen nach Operationen an Gelenken
Länger mit Schwellungen zu kämpfen haben in der Regel Patienten, die eine Knieprothese eingesetzt bekommen. Dies ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung. Ebenso wie nach einer Operation am Sprunggelenk ist die Beweglichkeit des operierten Beines stark eingeschränkt. Blut und Lymphflüssigkeit versacken im Bein und werden nicht mehr adäquat in Richtung Rumpf, also zum Herzen hin, abtransportiert. Die Lymphdrainage unterstützt in diesen Fällen den Heilungsprozess ungemein. Sie mindert die Schwellung und damit den Druck auf das betroffene Gewebe, die Schmerzen werden schnell weniger und die Beweglichkeit verbessert sich ungemein.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Wer sich neben der Lymphdrainage Gutes tun möchte, lagert das betroffene Bein möglichst lange und häufig hoch. Wichtig dabei: Das Bein muss auf einem höheren Niveau liegen als der Rumpf, damit die Flüssigkeit sich nicht wieder im Bein sammelt. Zusätzlich hilfreich sind auch Kühlung und gegebenenfalls abschwellende Medikamente. Wichtig ist grundsätzlich die Balance zwischen ausreichender Beweglichkeit, also Aktivierung der Muskelpumpe, und ausreichender Schonung des Gelenks, damit die Heilung zügig voranschreitet.
Schwellungen durch Bettlägerigkeit
Die Funktion des Lymphsystems kann auch nach operativen Eingriffen gestört werden, bei denen nicht der Eingriff selbst, sondern die Zeit danach zu Schwierigkeiten führt. Denn sind Patienten für längere Zeit bettlägerig, hat das umfassende Auswirkungen. Im Alltag sorgen die Muskeln ganz automatisch durch regelmäßige Bewegung für den Rücktransport der Lymphflüssigkeit, man spricht daher auch von der sogenannten Muskelpumpe. Die angestaute Flüssigkeit sammelt sich im Haut- und Fettgewebe, es entsteht ein Flüssigkeitsödem. Eine solche postoperative Schwellung nach einer OP ist jedoch völlig harmlos. Sie betrifft überwiegend ältere Patienten und verschwindet innerhalb von zwei Wochen wieder.
Gesonderte Fortbildung für Lymphdrainage
Um Manuelle Lymphdrainage anwenden zu dürfen, benötigen Physiotherapeuten eine gesonderte Fortbildung, den diese Behandlungsmethode ist durchaus komplex. Sie müssen den Verlauf der Lymphbahnen im Körper genau kennen und erlernen spezielle Massagetechniken, die nur bei der Manuellen Lymphdrainage zum Einsatz kommen. Hierfür behandeln sie die Patienten üblicherweise mit kreisenden, rhythmischen Bewegungen, die dafür sorgen, dass sich die Flüssigkeit aus dem betroffenen Gewebe löst und über die Lymphbahnen zu den Lymphknoten abtransportiert wird.
Hausbesuch in Österreich
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