Der Physiotherapeut, der für Bunz mobile Physio in Wien arbeitet und zusätzlich Psychotherapie studiert, hat sich diesem Thema verschrieben. Uns erklärt Daniel Grafenberger, weshalb er es so wichtig findet, schon frühzeitig möglichen Stürzen vorzubeugen und nach einem Sturz die Angst vor einem erneuten Sturz möglichst schnell wieder abzubauen. Denn Stürze können nicht nur physisch, sondern auch psychisch fatale Folgen haben.
Sturzhäufigkeit korreliert mit der Mortalität
Daniel erzählt im Rückblick, er sei über das Thema Sturzprophylaxe sozusagen einfach „gestolpert“. Die Tatsache an sich, dass Menschen im Alter unsicher werden, seit dem ganz normalen Alterungsprozess zuzuschreiben. Und doch gibt es laut Daniel kein Krankheitsbild, das das Risiko einer erhöhten Sturzgefahr nicht gleichzeitig beschleunigen würde. Für unseren Wiener Physiotherapeuten steht fest: „Sturzprophylaxe kann nie kein Thema sein, sie ist im Alter immer auch präventiv sinnvoll. Und sie ist deshalb von sehr sehr großer Wichtigkeit, weil die Sturzhäufigkeit tatsächlich mit der Mortalität korreliert. Das bedeutet leider, dass Menschen im hohen Alter, die häufig stürzen, gefährdeter sind zu sterben.“ Natürlich sei es in den wenigsten Fällen der Sturz an sich, an dem die Menschen sterben, es seien vielmehr die Probleme, die infolge des Sturzes auf sie zukommen.
Der Körper degeneriert sehr schnell
Egal, ob Oberschenkelhalsbruch oder ein anderer Bruch, die Senioren verlieren durch die Verletzung ihre Mobilität, was dazu führt, dass der Körper wahnsinnig schnell degeneriert. Es kommt zum Muskelschwund, weil man sich kaum mehr bewegt, zu Herz-Kreislauf-Problemen und psychisch gesehen entwickeln die alten Menschen Angst vor erneuten Stürzen. Das kann sich am Ende zu einem echten Problem entwickeln. „Wenn man viele Wochen nicht aktiv sein kann, ist das für den Körper wahnsinnig schädlich. Man muss bedenken, dass in diesem Alter die Heilungsprozesse viel länger dauern als bei jungen Menschen. Das betrifft sowohl den Aufbau der Muskulatur als auch die Wiederherstellung der Lungenfunktion“, betont Daniel.
Bewusstsein in der Bevölkerung wecken
Er kann gar nicht verstehen, weshalb in der Bevölkerung noch so wenig Bewusstsein für diese Problematik vorhanden ist. „Es sollte generell im Interesse des Gesundheitswesens sein, dass man präventiv dafür sorgt, dass ältere Menschen weniger stürzen. Damit wäre viel gewonnen.“ Denn man muss wissen: Stürze sind laut Daniel vorwiegend auf der Tatsache begründet, dass in einem gewissen Alter das Aktivitätslevel abbaut.
Nach einem Sturz schnell die Ängste abbauen
Bei seinen Hausbesuchen ist der Wiener Physiotherapeut regelmäßig mit dem Thema Stürzen und deren Folgen konfrontiert. Dank seiner zusätzlichen Kenntnisse, die er in seinem Psychotherapie Studium erwirbt, kann er ganz gezielt auf die psychische Komponente eingehen, nämlich die Ängste, die viele Patienten nach einem Sturz entwickeln. Diese gilt es unbedingt abzubauen: „Die Angst kann für eine wahnsinnige Abwärtsspirale sorgen. Viele Menschen bewegen sich aus Angst nach einem Sturz noch weniger als zuvor, obwohl sie sich gerade jetzt eigentlich mehr bewegen sollten. Die Angst ist völlig kontraproduktiv und ein limitierender Faktor für die Bewegung.“ Das ist für ihn der Punkt, an dem die Psychologie auch in der Physiotherapie zum Tragen kommt. Denn jetzt gehe es nicht mehr primär darum, die Patienten physiotherapeutisch zu behandeln, damit sie wieder agiler werden, sondern vor allem darum, ihnen dabei zu helfen, die Ängste abzubauen. Daniel findet: „Das ist jetzt viel wichtiger als alles andere, das ein Physiotherapeut tun kann. Oberste Priorität hat nun, nach der körperlichen Heilung auch das Selbstvertrauen der Personen zu stärken. Und das mache ich am liebsten so, indem ich die Patienten ganz bewusst der Situation und dem Ort aussetze, an dem sie gestürzt sind. Also rein ins Trauma!“
Die Angst kann für eine Abwärtsspirale sorgen
Daniel Grafenberger fährt oder geht mit seinen Patienten an genau die Kreuzung, den Randstein, den Zebrastreifen oder die Rolltreppe, wo sie gestürzt sind. Zu Hause sei die größte Gefahr der Teppich, sagt er, doch außerhalb sei das Risiko deutlich höher wegen der Umwelteinflüsse wie Glätte, Wind, Auto, Lärm oder unachtsamen Mitmenschen. Sind die Patienten konfrontiert mit dieser Situation, hilft ihnen der Physiotherapeut dabei, wieder das Vertrauen zu entwickeln, dass sie sehr wohl in der Lage sind, eine solche Situation gut zu bewältigen. Wer die Angst überwindet, hat viel Lebensqualität zurückgewonnen. Denn wer sie nicht überwinden kann, wird sich mit dem körperlichen Abbau durch Bewegungsmangel und dadurch bedingt auch mit sozialer Isolation beziehungsweise Vereinsamung konfrontiert sehen. „Das ist im Alter eine ganz ungünstige Kombination. Wenn Menschen durch die Angst, sie könnten stürzen, ihr soziales Umfeld vernachlässigen, wirkt sich das unmittelbar auf die physische und psychische Gesundheit aus. Daher versuche ich bei allen meinen älteren Patienten ein Bewusstsein für die negative Tragweite von Stürzen zu wecken. Und vor allem mit ihnen schon im Vorfeld präventiv zu arbeiten.“
Muskelerhalt geht nur mit Krafttraining
Ohne wirkliches Krafttraining, also Training mit Gewichten, sei ein Muskelerhalt im Alter nicht möglich. Das wichtigste ist, die Beine zu kräftigen, weil sie beim Gehen das stabile Fundament sind. Starke Beine geben Sicherheit! Parallel dazu ist ein Gleichgewicht- und Koordinationstraining sehr hilfreich, da das für die nötigen Reflexe sorgt, um nicht hinzufallen, wenn man mal aus der Balance gerät. Um gesund zu altern, braucht es ausreichend Muskelmasse und für ausreichend Muskelmasse braucht es entsprechend Gewichte. Das ist laut Daniel eine ganz simple Rechnung: je mehr Gewicht, desto mehr Muskelmasse.
Spätestens ab 50 mit dem Krafttraining beginnen
Jeder Mensch, der gesund altern möchte, sollte schon rechtzeitig mit Krafttraining beginnen. Er rät schon ab circa 50 Jahren zu einer Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining. „Das Krafttraining gibt nochmal eine ganz andere Stabilität. You can’t get wrong going strong! Und da muss man leider auch mit dem Mythos brechen, dass zu viel Gewicht gefährlich ist.“ Die Grundregel, mit der man laut Daniel nichts falsch machen kann, ist stets auf das Verhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit zu schauen. D.h. man kann sich beim Krafttraining nur weh tun, wenn man mehr Gewicht bewegt als der eigene Körper schafft. Deshalb sollte man sich langsam herantasten und peu à peu mit mehr Gewicht arbeiten. So kann man das Maximale rausholen und das Verletzungsrisiko minimieren.
Disziplin zahlt sich langfristig aus
Daniel weiß, wie viel Disziplin es benötigt, regelmäßig Zeit mit den Gewichten zu verbringen. Oft ist die Motivation da, doch mangelt es an der langfristigen Umsetzung. Hierfür hat sich am Besten bewährt, das Krafttraining einen Teil der Alltagsroutine werden zu lassen. Wer beispielsweise jeden Tag vor dem Frühstück nur 15 Minuten seiner Muskulatur widmet, wird hiervon langfristig profitieren. Und wer damit schon früh beginnt, wird länger was davon haben. „Im Alter von 50 hat man einfach 20 Jahre länger Zeit zum Muskelaufbau, als wenn man erst mit 70 Jahren damit beginnt. Das ist mein Rat an alle meine Patienten“, schmunzelt unser Physiotherapeut.
Physiotherapie Hausbesuche
Ja, das waren gute Tipps, die Daniel unseren Patienten hier mit auf den Weg gibt. Er und die vielen anderen Therapeuten/-innen an unseren zahlreichen Standorten kommen zum Hausbesuch: Pro Behandlungseinheit sind jeweils volle 60 Minuten eingeplant, also viel Zeit zum Therapieren und Gesundwerden. Kontaktieren Sie uns gerne für zeitnahe Termine.